„Neue Allianz“ stimmt gegen Einbindung der Bürger bei Entscheidung zur Knussertstraße

Freie Wähler gegen Beschlussvorschlag ihres Fraktionsvorsitzenden Hold

Nach einem – in einigen Teilen etwas vagen – Vortrag der Privatdozentin Dr. Martina Steber wurde in der folgenden Diskussion deutlich, dass die Beurteilung des Lebens von Dr. Richard Knussert noch nicht umfassend belegt werden kann, wobei die Mitgliedschaft in der NSDAP und die Aktivitäten in Zeiten des Nationalsozialismus unbestritten sind.

Um zu einer angemessenen Aufarbeitung der NS-Zeit in Kempten und der Beteiligten zu kommen, beantragte die CSU-Stadtratsfraktion, eine umfassende und konzentrierte Aufbereitung dieser Zeit und ihrer Akteure in Kempten vornehmen zu lassen, wobei ausdrücklich die Kemptener Bürger miteinbezogen werden sollten. Diese Aufarbeitung sollte zum Wohl der Stadt Kempten in einem adäquaten Zeitrahmen zu einem nachhaltigen Konzept zur Erinnerungskultur dieser Vergangenheit führen, um zeitnah eine geeignete und vergleichbare Bewertung und Reaktion in den individuellen Fällen treffen zu können. Allerdings stimmte die Mehrheit der „Neue Allianz“ gegen die Einbindung der Bürger in ein solches Konzept und erzwang eine sofortige singuläre Umbenennung der Knussertstraße ohne Anhörung der Bürger.

Prof. Dr. Robert Schmidt, Stadtrat: „In der sehr kurzen Zeit der Diskussion des Themas ist die Einbindung der Bürger zu kurz gekommen. Ich halte es für entscheidend, dass unsere Mitbürger auch mitreden und verstehen können und das Thema ausreichend selbst beleuchten können. Das ist zentraler Kern von Demokratie.“

Thomas Kreuzer, Stadtrat, MdL: „Wir brauchen zuerst eine konzentrierte Aufarbeitung der NS-Zeit in Kempten und dann eine gemeinsame und angemessene Reaktion hinsichtlich der Vergangenheit einzelner Akteure. Wir stellen uns dieser Aufgabe sehr ernsthaft, aber wir möchten erst eine umfassende und abschließende Recherche und eine in die Zukunft gerichtete Lösung, die unsere Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen können. Das sind wir dem Ansehen unserer Stadt und den Emotionen unserer Bürgerinnen und Bürger gemeinsam schuldig. Es ist mir unbegreiflich, dass man die Kemptener hier nicht einbinden will.“

Helmut Berchtold, Fraktionsvorsitzender: „Wir haben uns in guter Moderation durch unseren Oberbürgermeister Thomas Kiechle über alle Fraktionen hinweg darauf geeinigt, dass eine Ehrung Knusserts durch Straßenbenennung nicht aufrecht erhalten wird, dies aber gemeinsam nach der erwähnten Aufarbeitung mit möglichen weiteren Fällen vollzogen werden soll. Die Freien Wähler haben ihren Fraktionsvorsitzenden Hold und den Bürgermeister Knoll allein gelassen und gegen diesen Konsens der Gutwilligen gestimmt, wie auch Bündnis´90/Die Grünen und die SPD. Ich frage mich schon, ob das ein schlechtes Schauspiel war oder ob die „Neue Allianz“ genau dann versagt, wenn es wirklich um die Seele unserer Stadt geht.“

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